Der Kampf um die Beseitigung des alten Julianischen Kalenders und die Einführung des neuen Gregorianischen bewegte die Gemüter besonders auch im Schams. Obwohl zwar die Gemeinden Mathon, Lohn, Pignia und Ferrera nur unter zögernder Standarte sich zum neuen Kalender bekannten, waren sie keineswegs die letzten im Kanton. Erst als die Regierung mit militärischer Besetzung drohte, nahmen zwei besonders widerspenstige Gemeinden im Prättigau die Neuerung an. Als allerletzte Gemeinde folgte schlussendlich noch das Avers.
Von der alten Machtstellung der Kalenderzeichen ist heute wenig übriggeblieben bestenfalls einige dürftige Überbleibsel. Pfarrer Conrad schreibt:
«Der Aberglaube vermindert sich seit einigen Jahren, wiewohl seine Spuren noch lange nicht ganz verwischt sind, denn die Tierkreiszeichen stehen noch im grossen Kredit – Skorpion und Widder sind gefürchtete Zeichen und die Abschaffung des geliebten alten Kalenders fand manchen Gegner. In einigen Dörfern waren es so viele, dass trotz der Einsprache der Vernünftigen der bereits zuvor beseitigte Kalender andächtig anno 1803 wieder hervorgezogen wurde.»
Unser Berichterstatter hat den Verlauf der Dinge behutsam formuliert und eine interessante Begebenheit in Pignia vorenthalten. In dieser Ortschaft hatten die Männer nach langen Auseinandersetzungen die Annahme des neuen Kalenders beschlossen. Als sie aber noch etwas gebechert hatten, vielleicht auch um sich Mut anzutrinken, nach Hause kamen, wussten die Frauen und Töchter schon von ihrem abscheulichen Beschluss und empfingen sie mit «Fäusten und Nägeln.» Da änderten die so belehrten Männer wieder ihre Stellungnahme. [1]
- Entnommen dem «Bündnerischen Monatsblatt 1920 Nr. 11. «Die Erledigung des Kalenderstreites in Graubünden. Heute beschäftigen sich viele Leute mit Horoskopen und dergleichen, womit anscheinend lohnende Geschäfte verbunden sind. Die Horoskope sind die Kalenderzeichen der heutigen Zeit!» ↑