Im Schams gab es seit alters her einen oder mehrere Märkte im Jahre. Es waren wohl Warenmärkte, die aber wieder eingingen. Der einstige Markt in Andeer fand am 16. September (nach altem Kalender) statt und derjenige in Donath am ersten Dienstag nach dem Herbstfest.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts regelte die Kantonsregierung, «der Kleine Rat» genannt, das Marktwesen. Andeer sollte wieder Marktort werden und zwei Viehmärkte im Jahr abhalten können. Dieser erste Markt fand am 23.September 1851 und der zweite am 17. Oktober des gleichen Jahres statt. Bei diesen zwei Märkten blieb es während 130 Jahren, wobei der Septembermarkt sich auch zum Warenmarkt entwickelte. Im Marktverzeichnis des Jahres 1981 wird der Oktobermarkt nicht mehr aufgeführt und gilt als aufgehoben.
Ein Hauptabnehmer von Zucht und Schlachtvieh war Italien. Besonders bekannt waren die Vieh- und Warenmärkte von Chiavenna (Clavenna), Bellinzona (Blinzuna), später Lugano (Lian) und Mailand (Milan). Der Ablauf dieser Märkte war aber oft für die hiesigen Viehzüchter enttäuschend. [1] Damals wurden im Herbst grosse Viehherde über die Pässe getrieben und als Treiber meist jüngere Leute auch aus unserem Dorfe angeworben. Von den Erlebnissen dieser beschwerlichen Wanderungen berichteten Teilnehmer früher oft.
Der Zug der Viehherden nach Süden brachte namentlich den vier Schmiedewerkstätten im Dorfe viel Verdienst. Das Anbringen der Klaueneisen (clapans) geschah auch hin und wieder nachts bei Kerzenlicht und der grossen Eile wegen wurde nicht immer gute Arbeit geleistet. Dies zur Freude der Schulkinder, welche die verlorenen «Clapans» anderntags auf der Landstrasse einsammelten und von den Schmieden einen Rappen pro Stück bekamen. [2]
- Das Jahr 1858 war für unser südliches Nachbarland ein Fehljahr gewesen. Die Nachfrage nach Vieh war gering und die Preise dementsprechend. Sogar für eine gute Kuh wurden ganze 50 – 80 Franken bezahlt, was weit unter dem sonst üblichen Handelspreis lag. ↑
- Kinder, die um jeden Preis etwas kaufen oder haben wollten, vertrösteten die Mütter mit dem Hinweis auf den baldigen Markt im «Pesan» draussen. (la fiera digl Pesan), den es aber gar nie gab. Mit dieser Vertröstung konnte aber die Zwängerei abgeklemmt und auf den Nimmerleinstag verschoben werden. ↑