Ein unruhiger Gast

Bei der Witwe D. M. im Oberdorf tauchte eines Abends vor vielen Jahren ein verhutzeltes Männlein auf und bat um Nachtquartier. Die Angesprochene erbarmte sich seiner und gestattete ihm, die Nacht in ihrem Hause zu verbringen. Statt auf dem «Kutschi» auszuruhen, wie die Witwe ihm angewiesen hatte, bummelte der Fremdling stundenlang um den Stubentisch herum.

Leute, von denen man sagt, dass sie das Gras wachsen hören, wussten das Benehmen des Fremden zu deuten. Dieser könne niemand anders als der ewige Jud gewesen sein, der keine Ruhe finde. Die Witwe habe jedoch recht gehandelt. Hätte sie nämlich dem Männlein ein Obdach verweigert, wäre ein grosses Unglück über das Dorf hereingebrochen.