Wandlung des Dorfbilds

Über das Aussehen von Andeer berichtet Pfarrer Matli Conrad am Ende des 18. Jahrhunderts, dass die meisten Häuser von Stein gemauert und mit Schiefer bedeckt seien. Das Dorf zähle 98 Häuser einschliesslich Bärenburg und ebenso viele Ställe. [1] Die Ortschaft wäre der Lage und Bauart nach ganz artig, wenn die Strassen reinlicher wären.

Jedenfalls haben sich aus früheren Zeiten viele bemerkenswerte Bauten erhalten, welche dem Dorfe auch heute das altvertraute Aussehen vermitteln.

Weshalb Andeer im Gegensatz zu manch anderer Ortschaft sein ursprüngliches Antlitz weitgehend bewahren konnte, ist in erster Linie einer gütigen Fügung zu verdanken. Es blieb von verheerenden Feuersbrünsten verschont. [2]

Von einem recht grossen Brand, welchem zwei Häuser und zwei Ställe zum Opfer fielen, berichtet das Kirchenbuch von Donath, während bei uns diesbezügliche Hinweise fehlen.

«1707, den 18. August als es am Morgen bis um 3 Uhr nachmittags helle am Himmel gewesen ohne gleichsam einige Wolken am Himmel, ist ein schröckliches Wetter eingefallen und um gemeld 4 Uhr der Tonder und Wetterstrahl zu Andeer mitten im Dorf in des Paul Camertinen Stall gefallen und darein geschlagen, zwei hübsche Häuser eins so gar schön und polit erbauet war dem wohlerwürdigen und frommen Amann Simon Joos und eins der Maria Zappa oder Margreta Cadosia und zwei Ställe eins dem gemelten Herr Amann und eins dem bedüten Camertin mit allem so in Häusern Und Ställen war in den Grund und Boden abgebrannt und eingeäschert. Gott seige uns gnädig und strafe Schams nicht nach seinem Verdienst.»

Von alters her gehören zum liebgewordenen Dorfbild, die hier von Zeichner Hand wiedergegebenen Gebäude.

Zufallsbild: Andeer früher und heute
Die Filistinra, rechts das Pfrundhaus.

Die Beschaffung der Baustoffe bereitete unseren Altvordern im Allgemeinen keine Schwierigkeiten. Brauchbare Steine lagen auf den Weiden und nahen Waldpartien genügend herum, Sand schwemmte der Rhein herzu und Holz lieferte der Forst. Die Gewinnung von Kalk erfolgte in den Kalköfen am Pigniabach oder auf der «Ruegna.» [3]

Weniger befriedigend war das Bedachungsmaterial. Auf «Padnal» und «Mols» wurden Schieferplatten gewonnen, aber von geringer Güte. Ein von der Gemeinde 1863 zugezogener Fachmann verwies auf die Gegend am «Begl da Rusnas», wo bessere Schieferplatten vermutet wurden. Diese Empfehlung erwies sich aber als Fehlschlag.

  1. Im Jahre 1970 wurden 169 Gebäude gezählt.
  2. Mit Ausnahme von Pignia, welches 1670 fast vollständig eingeäschert wurde, blieben die übrigen Ortschaften des Tales von schweren Feuersnöten unbehelligt.Einzelne Brände, die sich aber nicht ausbreiten konnten, waren auch in Andeer nicht selten. Am 8. August 1939 brannte die kurz zuvor instand gestellte alte «Mühle» hinter dem Doppelhaus «Mulegn» nieder.

    Ein Dachbrand fügte dem Hause Bandli-Müller in der «Veia pintga» am 31. Juli 1951 grossen Schaden zu.

    Jenseits des Rheins brannte am 11. Dezember 1976 die Schreinerwerkstätte von A. Mani & Sohn bis auf den Grund nieder.

    Das Opfer eines Feuers wurde ein kleiner Vieh- und Heustall in der Nähe des Dorfplatzes am Ostermontag, den 11. Apri1 1982.

  3. Der von Gallus Schocher 1866 im «Bogn» aufgestellte Kalkofen ging fünf Jahre später auf die Gemeinde über. Er ist noch heute vorhanden und zu meiner Jugendzeit wurde dort noch Kalk gewonnen. Der Kalkofen wäre auf alle Fälle erhaltenswert.