Besondere Anlässe

Gegen festliche Gelage aller Art waren unsere Vorfahren nicht abhold. Bei den meisten Familien waren bei Taufen und Hochzeiten oder auch nach Bestattungen die Tische reichlich beladen, dies ist heute bei uns nicht mehr in dem Masse der Fall. Es gab z.B. bei Hochzeiten vielerlei Arten Fleisch wobei dem Herrn Pfarrer die Aufgabe zufiel, den Schinken zu tranchieren. [1] Schmausereien dieser Art bedingten tagelange Vorbereitungen.

Dorffest

Es gab Tage im Jahre, an welchen überall das gleiche Gericht aufgetragen wurde. So einer war im Februar der Sonntag «Invocavit» (erster Fastensonntag) Das Mittagsmahl war zwar fleischlos, aber dem Wunsch, zu Beginn der Fastenzeit noch einmal üppig zu speisen, wurde entsprochen, indem in allen Familien des Tales Rahm mit Reis und Kastanien auf den Tisch kamen.

Am Synodalsonntag (bei uns «Gi da Tgapetel» genannt) war es üblich, dass die Hausfrauen schmackhafte Ravioli zubereiteten. Da der Kirchgang an diesem Sonntag bekanntlich ausfällt, stand den Frauen mehr Zeit zur Verfügung, um sich der Kocherei zu widmen.

Seit 1703 war das Herbstfest auf den zweiten Sonntag im Oktober festgesetzt.

Am Ostermontagnachmittag versammelte sich die ganze Bevölkerung auf dem Schulplatz. An den gesanglichen Vorträgen beteiligten sich die Schulkinder und die beiden Gesangsvereine. Die Musikgesellschaft zeigte ebenfalls ihr können. An diesem Treffen unter freiem Himmel fanden sich noch viele auswärtswohnende Andeerer ein, welche die Festtage in der alten Heimat verbrachten. Heute ist dies abgeschafft wie auch schon viel früher das Mazaspiel (dar la gerla) und das Ringschlagen (far igl rudi). Im Frühling verfertigten die Knaben ihre «lipas» ein Wurfpfeil, der mittels Stecken und Schnur geschleudert wurde.

  1. Bei ganz armen Hochzeitern und solche gab es ja auch, ging es sehr einfach zu. Es wird erzählt, dass die Brautleute sich sogar das Besteck für den Hochzeitstag für die wenigen Gäste borgen mussten. Einen Doppelliter Wein bekamen sie auf Kredit und einen kleinen Schafsbock zum Schlachten schenkte ihnen ein gutherziger Nachbar. Dazu kam noch eine wackere Schüssel gefüllt mit selbstgemachten Spätzle (pizokels)