Trink und Heilquellen

La Funtàna digl Ruinal

An gutem Trinkwasser fehlt es im Schams nicht. In Andeer ist die reichste und seit Alters her gefasste Quelle diejenige vom «Ruinal», die von der «Tschera» kommt.

Eine Urkunde aus dem Jahre 1487 berichtet, dass die Nachbarschaft am 8. November Risch Bagarda und seinen Erben den Auftrag erteilt hat, eine Leitung bis auf den Platz zum Brunnen zu erstellen.

Als Entschädigung für seine Arbeit und für den Unterhalt der Anlage erhält der genannte 5 rheinische Gulden sowie zwei Güter. Er und seine Nachfahren müssen aber die übernommenen Verpflichtungen für «ewige Zeiten» ausführen, ansonsten die Güter an die Gemeinde zurückfallen.

Der erste Brunnen im Dorfe stand auf dem Dorfplatz, früher «Plaz Burtgas» genannt. Seit jenen fernen Zeiten bis auf den heutigen Tag hat immer ein Brunnen dort geplätschert.

Aus der Zeit, da Daniel Risch als Dorfmeister seines Amtes waltete, stammt wohl der erste granitene, viereckige Brunnenstock, der heute noch aufbewahrt wird. Die eingemeisselte Jahreszahl lautet 1633.

Dieser nämliche Brunnenstock diente dann auch 1746, als an gleicher Stelle, ein neuer und grösserer Brunnen aufgestellt wurde. Pfarrer Matli Conrad weiss anno 1808 darüber zu berichten:

«Das Dorf hat zwei mit trefflichem Wasser versehene Brunnen einer im Unterdorf und der andere im Oberdorf, deren einer vielleicht unter dem grössten Bündens gehört, denn er ist von acht grossen, drei Ellen langen und eineinhalb Ellen hohen Sandsteinen eingefasst.» [1]

Der jetzige stattliche Brunnen auf dem Dorfplatz stammt aus dem Jahre 1838, d.h. er wurde damals überholt und bekam einen neuen Brunnenstock. [2]

Dorfplatz ~1905

Der Brunnen im Oberdorf war ebenfalls achteckig, aber kleiner. Er trug das Sprecher-Wappen und die Buchstaben F.S. sowie die Jahreszahl 1665.

Hauptbrunnen verblieb aber derjenige im Unterdorf, der bei Wassermangel den Vorrang hatte, Wasser zu beziehen. [3]

Bei den zwei erwähnten Dorfbrunnen verblieb es lange Zeit. Im Jahre 1843 wurde von der Familie Fravi ein Brunnen im Unterdorf in Betrieb gesetzt, zu welchem jedermann Zutritt hatte. Dies veranlasste die Bewohner im Oberdorf ebenfalls die Aufstellung eines zweiten Brunnens in ihrem Dorfteil zu fordern. Diesem Begehren wurde aber erst viel später nämlich im Jahre 1865 entsprochen.

Der Aufgabenkreis des Brunnenmeisters oder Wassermanns wurde wie folgt festgesetzt:

«Christ Lehner, von Beruf Wagner, hat für die Zu- und Wegleitung des Brunnenwassers besorgt zu sein. Seine Entlöhnung beträgt jährlich 80 Fr. Er hat die Dorfbrunnen 3 Mal im Jahre zu reinigen. Die Reserve an Teucheln (Röhren aus Holz) soll mindestens 40 Stück betragen».

Die Röhren wurden in einem Teich aufbewahrt. Das Holz lieferte die Gemeinde.

In den Jahren 1866/67 baute die Gemeinde eine neue Wasserleitung aus Zementröhren mit einem Kostenaufwand von 10,000 Fr. Die heute noch bestehende Leitung aus Gussröhren geht auf das Jahr 1909 zurück. Sie kostete dreimal mehr als die von 1866/67.

Im Jahre 1888 wurde die Zahl der öffentlichen Brunnen um fünf weitere erhöht, von welchen vier noch bestehen, während der fünfte beim Hotel Post als überflüssig betrachtet wurde und vor etlichen Jahren wieder entfernt wurde. Er hat auf Cagliatscha seinen neuen Bestimmungsort zugewiesen erhalten.

Heute [1980] weist Andeer ein Dutzend öffentliche Brunnen im Dorfe selbst oder in seiner Nähe auf. Zusätzlich wurde auch das Leitungsnetz mehrmals erweitert. Zur Bekämpfung von Brandausbrüchen stehen der Feuerwehr circa 35 Hydranten zur Verfügung sowie eine Motorspritze. [4]

  1. Vergl. Pfarrer Matli Conrad «Beschreibung des Schamsertales.»
  2. Vergl. Kapitel über «Inschriften und Haussprüche.»
  3. Da lediglich zwei Brunnen nicht allen Ansprüchen genügen konnten, wurde das Vieh sehr oft am Rhein oder anderswo zur Tränke getrieben.
  4. Die erste handbediente Feuerwehrspritze, hatte seinerzeit Graf Caspare de Rosales der Gemeinde geschenkt. Sie gelangte einige Male zum Einsatz. Während des letzten Weltkrieges wurde dieses Museumsstück leider als Altmetall verwertet.