Die heutige Wasserkraftnutzung

Wenn in unseren Tagen von Wasserkraftnutzung gesprochen wird, sehen wir in Gedanken weite Stauseen, steile Druckleitungen und riesige Maschinenzentralen von welchen weg der Strom mittels kühn angelegten Starkstromleitungen ins Schweizer Mittelland gelangt.

Der geschichtliche Werdegang und die Bedeutung der Kraftwerkbauten in den Hinterrheintälern – unter dem Namen KHR (Kraftwerke Hinterrhein AG) bekannt – können hier nicht behandelt werden. [1]

Maschinensall Bärenburg (Pressebild KHR)

Bereits vor dem ersten Weltkrieg hatte das Unternehmen Conrad und Hartmann (Andeer-Flums) in Clugin das erste Elektrizitätswerk errichtet, das den Strom für die Gemeinden Andeer, Clugin, Zillis und Pignia erzeugte. Weitere Dörfer konnten aber nicht angeschlossen werden und die gewonnene Energie genügte mit der Zeit auch für die Versorgung der genannten Dörfer nicht mehr. Erst infolge der Übernahme des kleinen Werkes in Clugin durch die «Rätischen Werke AG, Thusis» und zusätzlicher Strombelieferung von ausserhalb der Viamala konnte auch der Schamserberg angeschlossen werden. Im Jahre 1932 wurden alle Gemeinden mit elektrischem Strom versorgt, wobei die beiden Ferreras eigene «Werklein» gebaut hatten.

Pfarrer Julius Lutta bemerkt im Kirchenbuch:

«Im Jahre 1907, den 13. Juni, abends 8 Uhr brannte die elektrische Beleuchtung erstmals an unserer Hausecke.»

Mehr Licht kam also in unsere Stuben, Gassen und Plätze. Der elektrische Strom veränderte unser Leben und die Welt auch im Bergdorf. Etwas ganz Neues hatte begonnen.

Eine bescheidene Strassenbeleuchtung bestehend aus einem guten Dutzend Laternen, mit Petrol gespiesen, hatte der damalige Verschönerungsverein schon Jahre zuvor aufgestellt und gewartet. Im Jahre 1895 wurden diese Ampeln und ihre Betreuung von der Gemeinde übernommen.

Aus den ersten Jahren, da das elektrische Wunderlicht in unsere Stuben drang, ist noch manche Erinnerung wach geblieben. Es gab noch keine Zähler. Jede elektrische Birne wurde pauschal gemäss ihrer Wattstärke berechnet; dasselbe galt für den Gebrauch von Bügeleisen, Strahlern etc. Die Kontrollen erwiesen sich als schwierig und führten oft zu Mogeleien seitens gewisser Strombezüger.

In den meisten Häusern wurden nur Stube und Küche beleuchtet. Dabei bedienten sich manche, was freilich erlaubt war, eines Wechselschalters. Mit dem gleichen Schalter wurde z. B. das Licht entweder in der Stube oder in der Küche angedreht. Gleichzeitig konnten beide Räume nicht beleuchtet werden. Aber was tat man nicht alles, um zu sparen. Alte Leute, die ihr Lebtag lang nicht an eine gute Innenbeleuchtung gewohnt waren, begnügten sich sogar mit einer fünf Watt Birne und erklärten höchst befriedigt, so hell sei es bei ihnen nie gewesen.

  1. Vergl. Schamserbuch v. Dr. G. Mani, dann Separatabdrucke der «Terra Grischuna» Sept. 1963. «Die Kraftwerke Hinterrhein-Valle di Lei»