Dieser hat während Jahrhunderten das Dorfbild mitgeprägt. Er teilte die Siedlung in einen oberen und unteren Teil (vischnanca sura a vischnanca sut). Diese noch heute übliche Benennung von Ober- und Unterdorf geht also auf den einst durch Andeer fliessenden Bach zurück.
Der genaue Verlauf des «Ual da Sutmùnts» lässt sich nicht mehr überall feststellen. Auch über seine Mächtigkeit, Entstehung und Bedeutung lassen sich nur Vermutungen aufstellen.
Oberhalb des Dorfes trennte sich der erwähnte Bach vom Rhein und vereinigte sich wieder mit diesem bei den «Laiets». Sein mutmasslicher Lauf ist auf der hier beigefügten Skizze eingezeichnet.
Der Flurname «Tranter Flimma» (zwischen den Flüssen) reicht in jene Zeiten zurück, als der «Ual da Sutmùnts» noch bestand.
Über das Dasein dieses Baches mögen die Andeerer gar nicht unglücklich gewesen sein, obwohl derselbe auch Probleme mit sich brachte. Die Verbindung zwischen den beiden Dorfteilen war nur mittels Stegen und Brücken möglich. Die Vorteile überwogen die Nachteile. An den Ufern des Baches konnte das Vieh getränkt und die grosse Wäsche gemacht werden. Er lieferte im Notfall auch Wasser für Haus und Garten und war bei Feuersnot ein sicherer Wasserspender.
Dass die Wellen des Baches, auch Wasserräder trieben, steht ausser Zweifel. Im Gasthaus zum Schwert (Spada) kamen 1978/79 im Keller Mühlsteine zum Vorschein. Dies bedeutete keine besondere Überraschung, denn auch das gegenüberliegende Haus (heute Haus Iselin) soll eine Mühle gewesen sein.
Die Spuren des einstigen Bachbettes sind besonders bei den «Laiets» erhalten, obwohl bauliche Eingriffe der letzten Zeit den ursprünglichen Zustand verändert haben.
Die Möglichkeit ist nicht auszuschliessen, dass in alten Zeiten der Rhein mit dem «Ual da Sutmùnts» gleichbedeutend war, d.h. dass erst viel später der Rhein sein jetziges Bett dem Dorf- entlang öffnete. Ob herabstürzende Schuttmassen der Tscherarüfe Flusslaufveränderung verursachten, ist wohl nicht auszuschliessen. Auf alle Fälle steht fest, dass der «Ual da Sutmùnts» allmählich zu einem armseligen Rinnsal wurde und dadurch seine Daseinsberechtigung einbüsste. Die Aufschüttung des Bachbettes im Gemeinwerk im Laufe des 16. und 17.Jahrhunderts erforderte eine sehr grosse Arbeitsleistung. Für Mühlen, Stampfen und Sägewerke mussten andere Standorte gewählt werden.