Das Heizen der Schulstuben

Zu den Eigenarten früherer Zeit gehörte, dass die Schulkinder das notwendige Brennmaterial für die Öfen der Schulstuben zu besorgen hatten. Unter Aufsicht eines Mitgliedes des Gemeindevorstandes begaben sich die Schüler in Gruppen aufgeteilt nach «Cagliatscha» oder an ähnliche mit Erlengebüsch bewachsene Orte. Die Teilnehmer bis zum 11. Altersjahr hatten 15 Faschinen (faschegnas) oder Wellen zu richten, die älteren Schüler deren dreissig. Ein Zeitgenosse weiss davon zu berichten:

Die Burgruine Cagliatscha. Aquarell von Philipp Hoessli

«Die liebste Holzarbeit für uns war, wenn wir kurz vor dem Schulbeginn an schönen Herbstnachmittagen die Schulwellen machen konnten. Unser Sammelplatz war das reizende «Cagliatscha», eine kahle, grüne Fläche auf einem hervorragenden Felsen am Abhange des Berges. Das freundliche Schamsertal lag unter unserem Füssen. Das dortige Erlengebüsch gab genügend Holz zu unserem Wellen. Cagliatscha ist nicht nur ein Sammelplatz der Knaben, sondern auch ein Stelldichein der Jäger, eine Lagerstätte der Herden und ein Tummelplatz für das Wild aller Art. Adler und Lämmergeier umschwärmten oft die Gegend, um etwa zurückgebliebene Lämmer zu erbeuten.

Eines Tages flogen zwei Lämmergeier, einer vom andern verfolgt, kreischend daher, setzten sich mitten auf den Platz und fielen sich wie zwei wütende Hähne gegenseitig an. Die Knaben und Mädchen, die sich auf das Gekrächze der Tiere hin sich zusammenscharten, sahen diesem Schauspiel wohl mit Jubel zu aber in sicherer Entfernung der beiden Riesenvögel. Schliesslich erhoben sich beide langsam vom Boden und verschwanden im nahen Walde». [1]

  1. Bis zum Bau des neuen Schulhauses 1958 wurde nur mit Holz geheizt. Die Gemeinde stellte hierfür 40 fm. Holz zur Verfügung. Die Kinder beteiligten sich aber nicht mehr an der Aufarbeitung desselben. Nur die Real- später Sekundarschüler hatten das aufgearbeitete Holz im nahen Stall zu versorgen.